Stellungnahme der Sonntagsallianz zur Motion Nantermod: «Arbeitsrecht. Lokalen Geschäften erlauben, sonntags zu öffnen»

Die Motion sieht eine weitere Flexibilisierung des Arbeitsgesetzes hinsichtlich Sonntagsarbeit vor. Wir bitten den Nationalrat, dem Geschäft nicht zuzustimmen.

Wir sind ein breites Bündnis kirchlich-religiöser Organisationen, Arbeitsmedizin und Gewerkschaften. Unsere Allianz beobachtet mit grosser Sorge, dass sich dieser Vorstoss in eine Reihe von Bestrebungen einreiht, die den Sonntag als arbeitsfreien Tag und als Tag der sozialen Kontakte dauerhaft in Frage zu stellen versuchen, insbes. im Detailhandel.

Zeit für die Familie, die Pflege von Freundschaften, sonntägliche Unternehmungen, Besuche von Festen und Gottesdiensten, oder ein ruhiger Tag zu Hause zwecks Erholung und Regenration – das gehört für den grössten Teil der Bevölkerung in der Schweiz zur selbstverständlichen Lebensqualität. Dieser «Wert» des Sonntages muss erhalten bleiben. Hinzu kommt für viele Arbeitnehmende im Detailhandel, mehrheitlich Frauen, eine prekäre Arbeitssituation: geringe Entlöhnung, lange Arbeitstage und fehlende Wertschätzung. Würden die Sonntagsarbeitszeiten ausgeweitet, schränkte das die gesellschaftliche und soziale Teilhabe einer ganzen Berufsgruppe und ihrer Angehörigen massgeblich und unnötig ein.

Die Sonntagsallianz kann nicht zulassen, dass die Belastung des Verkaufspersonals noch weiter zunimmt. Die Arbeitszeiten im Verkauf sind jetzt schon stark dereguliert und belastend. Es wird ein Maximum an Flexibilität verlangt: zerstückelte Einsätze, Abendarbeit, kurzfristige Änderungen. Mehr Sonntagsarbeit verschärft diese Entwicklung und ist auch gesundheitlich belastend für die Mitarbeitenden.

Die Verbände der Sonntagsallianz sehen – wie der Bundesrat in seiner Stellungnahme –  keinen Grund, das Verbot der Sonntagsarbeit weiter zu lockern.

Der freie Sonntag ist für das Wohlbefinden entscheidend und wichtig. Der freie Sonntag ist ein Eckpfeiler des familiären, sozialen, sportlichen, spirituellen und kulturellen Lebens. Die Erwerbsarbeit soll deshalb an diesem Tag auf Dienstleistungen beschränkt werden, die für die Gesellschaft unerlässlich sind.

Von einer ausgeweiteten Sonntagsarbeit sind nicht nur Familien, Beziehungen mit Kindern, Religionsgemeinschaften, familiäre und nachbarschaftliche Betreuungsverhältnisse betroffen – auch die Gesundheit leidet. Denn lange Arbeitstage und Sonntagsarbeit erhöhen die gesundheitliche Belastung. Für die Gesundheit ist die Ruhezeit am Sonntag wichtig. Das gilt für das Verkaufspersonal, aber auch für diejenigen, die am Sonntag einkaufen. Gemeinsame Pausen und eine gemeinsame Regenerationszeit sind wesentlich!

Die Sonntagsallianz ist überzeugt, dass die Sonntagsruhe für die Gesamtgesellschaft erhalten bleiben muss und die Sonntagsarbeit nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt sein darf – so wie es heute der Fall ist.

Es liegt nun am Nationalrat, verantwortlich zu handeln und diesem – sowie den weiteren die bewährte Sonntagsruhe gefährdenden Vorstössen – den Riegel vorzuschieben.