Stellungnahme Standesinitiative Zürich: «Zeitlich befristete Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten»

Die Sonntagsallianz macht sich stark für einen möglichst arbeitsfreien Sonntag. Die Standesinitiative des Kantons Zürich, über die die WAK-N am 20. Januar 2025 beraten wird, will genau das Gegenteil: die Anzahl bewilligungsfreie Sonntage weiter erhöhen. Das können wir nicht unterstützen.

Die Sonntagsallianz bittet die Kommission mit Nachdruck, das Geschäft abzulehnen und damit den Entscheid der WAK-S vom 21.10.2024 zu korrigieren.

Zunächst zum Titel der Pa. Iv. – dieser ist höchst irreführend: Es geht den Initiant:innen keineswegs um eine «zeitliche Befristung», sondern die Initiative sieht vor, die heute vier bewilligungsfreien Sonntagesverkäufe schweizweit auf mindestens zwölf zu erhöhen. Das heisst: Sie entscheiden über eine massive Ausweitung der Sonntagsarbeit! Ein Anliegen, dem übrigens erst vor drei Jahren eine Absage erteilt wurde (Antrag Noser im Covid-Gesetz).

Der Sonntag ist in unserer Gesellschaft grundsätzlich als gesetzlich geschützter arbeitsfreier Tag verankert. Gerade in unserer pluralen Gesellschaft ist der Sonntag ein einigender, gemeinsamer Tag der Ruhe und des Zusammenkommens: sei es aus religiösen, kulturellen oder ganz praktischen Gründen. Der «freie Sonntag» ist ein Eckpfeiler des familiären, sozialen, sportlichen, spirituellen und kulturellen Lebens. Die Erwerbsarbeit soll deshalb an diesem Tag auf berufliche Tätigkeiten beschränkt bleiben, die für die Gesellschaft unerlässlich sind. Im Namen oft widersprüchlicher und partikulärer wirtschaftlicher Interessen wird er allerdings immer wieder in Frage gestellt. So auch jetzt.

Für die Sonntagsallianz ist klar: Es braucht eine wöchentliche Auszeit von den stetig wachsenden Anforderungen des Arbeitslebens. Der Sonntag ist auch ein Mehrwert für die Gesundheit, um sich zu erholen und Kraft für die kommende Woche zu tanken. Zahlreiche Studien belegen die Bedeutung eines regelmässigen Lebensrhythmus mit abwechselnden Arbeits- und Ruhezeiten für die körperliche und für die geistige Gesundheit. Fällt der Sonntag als arbeitsfreier Tag weg, leidet die Gesundheit. Muskulatur- und Gelenkschmerzen gehören bei vielen Verkäufer:innen (und dazu gehörenden Berufen) leider zum Alltag. Oft sind sie auch mit psychischen Problemen konfrontiert, weil ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird. Die Arbeitsmedizin zeigt: Wer über viele Jahre in einem prekären Job arbeitet, wird mit grösserer Wahrscheinlichkeit krank; mehr Sonntagsarbeit verschärft diese Entwicklung.

Der Sonntag ist für viele Menschen in der Schweiz ein Tag gemeinsamer Erholung sowie der Pflege sozialer Kontakte und religiös-kirchlicher Traditionen. Dieser «Wert» des Sonntages muss erhalten bleiben. Wird das Sonntagsarbeitsverbot weiter ausgehöhlt, leidet der gesellschaftliche Zusammenhalt, ein weitgehend einheitlicher gesellschaftlicher Wochenrhythmus erodiert.

Im Arbeitsgesetz (ArG) sind Sonntagsverkäufe ausserdem von ratio legis her vorgesehen, da ursprünglich die Idee war, den Konsumentinnen und Konsumenten vor Feiertagen wie Weihnachten – während der Adventszeit – die Möglichkeit zu geben, Geschenke zu kaufen. Diese Regelung beschränkt sich heute auf vier Sonntage. Nun jedoch wird vorgeschlagen, diese „Advents-“ oder „Weihnachtsverkäufe“ auf drei Monate auszudehnen. Eine derartige Ausweitung ist nicht nur völlig unverhältnismässig, sondern geradezu zynisch, da sie die ursprüngliche Ausnahmebestimmung ad absurdum führt. «Drei Monate Adventsverkäufe» könnte die Vorlage also heissen.

Im Kern des Arbeitsgesetzes liegt der Gesundheitsschutz und das soll so bleiben. Die Sonntagsallianz ist überzeugt, dass die Sonntagsruhe für die Gesamtgesellschaft erhalten bleiben muss und die Sonntagsarbeit nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt sein darf – so wie es heute der Fall ist.